Geschichte der Turnerschaft Rankweil

Die frühen Anfänge der Turnerschaft

Kaiserin Maria Theresia erließ als Erste auf der ganzen Welt ein Gesetz, das eine tägliche Schulturnstunde vorschrieb. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der Jahn-Turnbewegung , dem Geräteturnen und anderen Systemen das Volksturnen und gewann immer mehr an Bedeutung und Verbreitung. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert setzte die Sportbewegung in Rankweil ein. Es wurden verschiedenste Gruppen bzw. Vereine gegründet, so auch einerseits ein „Turnverein Rankweil“, andererseits der sog. „Turnerbund Rankweil“, der aus dem Turnbetrieb des „Katholischen Jünglingsvereins“ erwuchs. Beide Turngruppen waren über einige Jahrzehnte sehr erfolgreich im Sinne der sog. „Volksertüchtigung“ tätig. Somit wurde die Turnerschaft Rankweil geboren.

1940er – Gründungsjahre Turnerschaft Rankweil

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde im September 1945 die Gründung einer Sportvereinigung auf unpolitischer Basis angeregt, um das Sportleben in den Vereinen zu entwickeln und aufzubauen. Der damalige Obmann der Sportvereinigung war der Dentist Rudolf Bergmann. Am 29. Mai 1946, wurde innerhalb der Sportvereinigung Rankweil die Sektion Turnen unter dem Namen Turnerschaft Rankweil gegründet. Jedoch war die Turnhalle der Volksschule zu diesem Zeitpunkt noch von den Franzosen besestzt, so konnte der Turnbetrieb erst im Jahr 1947 aufgenommen werden. Gründungsmitglieder waren Siegfried Erhart, Alois Stemmer, Otto Stemmer, Werner Knecht, Fritz Knünz und Walter Ammann. Als erster Obmann fungierte August Madlener. Die erste Generalversammlung fand am 26. November 1946 statt. Der dort gewählte Vorstand bestand neben dem Obmann aus einem Turnwart, einem Sportwart und 8 Beiräten.
Am 17. Juli 1949 wurde der Sportplatz Gastra mit einem großen Sportfest mit internationaler Beteiligung feierlich eröffnet.

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1950er – Aufbauarbeit der Turnerschaft

Neu eingerichtet wurde ab dem Jahr 1950 das Schülerturnen, welches der Aufsicht von Albert Elsensohn und Erna Rothmund oblag, die sich tatkräftig um die Förderung des Nachwuchses kümmerten. 1956 übernahm Siegfried Erhart, der „Pionier der Rankweiler Turnerschaft“, die Funktion des Obmannes. Regina Branner (Egger), Aushängeschild der Turnerschaft in der Leichtathletik mit mehreren Österreichischen Meistertiteln im Kugelstoßen und Fünfkampf, nahm an den Olympischen Spielen in Melbourne/Australien teil und erreichte den 7. Rang im Kugelstoßen.

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1960er – Früchte der Aufbauarbeit

1962 fand ein Obmannwechsel statt: Albert Elsensohn nahm nun dieses Amt ein. Siegfried Erhart wurde zum Ehrenobmann ernannt, sowie Albert Walser und Fritz Knünz zu den ersten Ehrenmitgliedern aufgrund ihrer Verdienste um die Turnerschaft. Verbunden mit der Weihe der neuen Vereinsfahne veranstaltete die Turnerschaft Rankweil abermals das Landesjugendturnfest am 7. Juli 1963. Fahnenpatin war Elfi Rauch (Gasser).

Früh zeigte sich der Mut der Turnerschaft zu neuen Ideen und deren Umsetzung. So stellte sie als erster Rankweiler Verein ein Festzelt bei der Kilbi 1964 auf. Die Notwendigkeit dieses Zeltes wurde dann durch das schon damals „typische Turner-Kilbiwetter“ bestätigt: An jenem Sonntag regnete es in Strömen.

1966 übernahm Alois Graber die Obmannschaft. Er wurde 1969 von Walter Ammann abgelöst.

1952 erturnte Franz Marte den Jugendstaatsmeistertitel im 12-Kampf Pyramide beim Turnerkränzchen.

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1970er – Erfolgskurs der Turnerschaft

1971 übernahm der langjährige Damenturnwart Eugen Herburger das Amt des Obmannes. Ihm folgte 1973 Ludwig Adlaßnig.

Der sportliche Aufwärtstrend hielt auch in den 1970er Jahren vor allem in turnerischer Hinsicht an. Als ältester aktiver Turner der Turnerschaft holte sich Ignaz Breuß sämtliche Titel bei den verschiedensten Wettkämpfen im In- und Ausland. Hermann Kronberger turnte sich an die österreichische Spitze und wurde 1973 Junioren-Staatsmeister im Kunstturnen. Die Vorarlberg-Mannschaft mit Kronberger und Franz Marte erreichte ebenfalls Gold bei den Staatsmeisterschaften. Marte war zudem auch auf internationalen Wettkämpfen mit der Nationalmannschaft im Einsatz. Auch die Leichtathleten fanden sich landesweit in den verschiedenen Disziplinen an der Spitze.

Mitte der 70er Jahre wurde unter der Leitung von Gertrud Lins (Preg) neben dem Geräteturnen für Mädchen auch mit der Rhythmischen Gymnastik unter Sonja Schickmayr (Walser) begonnen und somit das Angebot der Turnerschaft um eine für junge Mädchen attraktive Sportart erweitert.

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1980er – Erweiterung und Stagnation

In den 80er Jahren kristallisierte sich die Gruppenunterteilung der Turnerschaft in folgende Sektionen heraus: Geräteturnen weiblich (zuerst Sektionsleiterin Inge Breuss, dann Gertrud Preg), Geräteturnen männlich (Robert Knecht), Rhythmische Sportgymnastik (Sonja Walser) und Leichtathletik (Kurt Stemmer).

Seit 1981 hatte Dr. Robert Bale die Obmannschaft inne.

1986/87 gesellte sich eine Volleyball-Sektion unter der Leitung von Markus Gell neu dazu.

In diesem Jahrzehnt stach vor allem Paradeathlet Klaus Bodenmüller hervor, er zeigte in den Disziplinen Diskus, Speerwurf und vor allem Kugelstoßen sein Können und stellte immer wieder neue österreichische Rekorde auf. Er qualifizierte sich für Europa- und Weltmeisterschaften sowie für die Olympischen Spiele 1988 in Seoul und konnte auch Medaillenränge erreichen.

1988 übernahm Hans-Karl Moser die Führung des Vereins.

My beautiful picture

1990er – Jahre des erneuten Aufschwungs der Turnerschaft

In den 90er Jahren gab es einige Veränderungen bzw. Erweiterungen im Gruppenangebot der Turnerschaft. Zu Beginn des Jahrzehnts kam das Geräteturnen der Mädchen, durch die Neukonzentration auf die Rhythmische Sportgymnastik, für einige Jahre fast vollständig zum Erliegen. 1991 konnte nach vielen Jahren wieder eine Bubenturngruppe ins Leben gerufen werden. So bildeten sich bis 1996 die Sektionen Rhythmische Sportgymnastik (Gertrud Preg), Buben-Geräteturnen (Reingard Wöß), Leichtathletik (Gerhard Bachmann) und Volleyball (Gerwin Mayerhofer).

Anfang der 90er Jahre dominierten weiterhin die Leichtathleten das Vereinsgeschehen mit herausragenden Leistungen von Klaus „Bodo“ Bodenmüller. Er holte sich die Goldmedaille bei der Europameisterschaft 1990 in Glasgow, sowie die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft 1991 in Sevilla. Höhepunkt seiner Karriere war seine 2. Olympia-Teilnahme 1992 in Barcelona, wo er den 6. Platz im Kugelstoßen erreichte.
In der Sektion Turnen erreichten die Nachwuchs-Kunstturner Raphael Wöß, Daniel Wendenburg, Erdal Türkyilmaz, Roman Duffner, Mathias Koch und Johannes Stadelmann besondere Erfolge. Sie konnten mit der Vorarlberg-Auswahl Gold- und Silbermedaillen bei Österr. Jugendmeisterschaften gewinnen.

1996 wurde die Mädchen Turngruppe gegründet, die sich dann auch binnen kürzester Zeit in TurnMit und Kunstturnen teilte. 

Leider musste der traditionelle Turnerball mit Turnerkränzchen aufgrund der rückgängigen Besucherzahlen und den draus resultierenden großen finanziellen Einbußen für die Turnerschaft abgeschafft werden. Damit sich die verschiedenen Gruppen dennoch in attraktiven Shows einem interessierten Publikum präsentieren konnten, begann man in den einzelnen Gruppen in kleinem Rahmen mit Nikolaus und Weihnachtsturnen. Dies entwickelte sich dann Ende der 90er zum großen Weihnachtsschauturnen aller Gruppen weiter, welches zuerst noch in der Montfortturnhalle, dann im Vereinshaus abgehalten wurde.

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2000er – Rasanter Aufwärtstrend

Das neue Jahrtausend brachte einerseits einen erneuten Obmannwechsel mit sich: 2001 löste Dr. Rainer Wöß den langjährigen Obmann Hans-Karl Moser ab, andererseits erfolgte eine Entwicklung im Gruppenangebot und in der Leistungsbilanz.

Höhepunkt war die Weltgymnaestrada im Juli 2007, bei der es galt die 1200 Gäste aus Belgien und Kanada sowie die „schönste Außenbühne Vorarlbergs“ zu betreuen. Dieses Großereignis der Superlative wurde zu einem riesigen Erfolg in jeder Hinsicht und brachte der Turnerschaft einen vorläufigen Höhepunkt in der Anzahl der aktiven Nachwuchssportler/innen ein: Trainierten zu Beginn des Jahrzehnts um die 250 Kinder und Jugendliche in den verschiedenen Gruppen der Turnerschaft, so waren es 2008 über 400 Kinder und Jugendliche sowie 200 Erwachsene.

Neben Wettkämpfen auf Landes- und Bezirksebene entwickelten sich Turnerfrühschoppen und Weihnachtsschauturnen zu nicht mehr wegzudenkenden Fixpunkten im Vereinsjahr sowie Publikumsmagneten heraus. Das Weihnachtsschauturnen sprengte sämtliche Raumkapazitäten

Anfang der 2000er Jahre trennte sich die äußerst erfolgreiche Sektion Volleyball in bester Freundschaft von der Turnerschaft, um als selbständiger Verein (Raiffeisen VBC Rankweil) eigene Wege zu beschreiten. Auch die Rhythmische Gymnastik löste sich auf. Leiterin Gertrud Preg verließ nach jahrzehntelanger ehrenamtlicher, engagierter Vereinsarbeit die Turnerschaft. Im Gegenzug entstanden neue Gruppen: Die Sektion Tanz und Aerobic unter der Leitung von Brigitte Moser (Schneller), die Sektion Trampolinspringen unter der Leitung von Daniel Wendenburg, sowie die Breakdance-Gruppe aber auch eine Kleinkinder-Turngruppe, sowie Aqua-Fit-Kurse für Erwachsene und Eltern-Kind-Schwimmen unter der Leitung von Astrid Sugg.

In sportlicher Hinsicht zeigte die Erfolgskurve weiterhin steil nach oben: In der Leichtathletik verfehlte Spitzenathlet und mehrfacher Österr. Meister Daniel Hagspiel um nur 7cm das Olympia-Limit im Weitsprung.

2002 kam es zu einem Trainer- und Sektionsleiterwechsel in der Leichtathletik: Nach Gerhard Bachmann übernahm die ehem. Staatsmeisterin im Diskus, Astrid Salzmann (Sugg), die Sektion und konnte vor allem in der Nachwuchs-Aufbauarbeit Großartiges leisten. Nachwuchsathleten wie Niklas Schnetzer oder Ramona Biedermann konnten so gegen Ende des Jahrzehnts durch beachtliche Leistungen landesweit auf sich aufmerksam machen.

Im Turnen konnten sowohl im Breitensportprogramm TurnMit, bzw. ab 2008 Turn10, als auch im Kunstturnen zahlreiche Staats- und Landesmeistertitel errungen werden. Aushängeschilder bei den Kunstturnern waren Raphael Wöß und Erdal Türkyilmaz, welche beide Einzel- und Mannschaftsstaatsmeistertitel erringen konnten. Sowie die Turnerschaft Rankweil als Mitglieder der Mannschaft des Sportgymnasiums Dornbirn bei der TeamGym-Europameisterschaft 2004 vertraten. Zudem qualifizierte sich Raphael Wöß für die Teilnahme an der Gymnasiade in Caen/Frankreich 2002 (Jugendweltmeisterschaft). In die Fußstapfen dieser beiden Kunstturner stiegen ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts Jürgen Frick, Lukas Waldhart, Calvin Moser, Felix Bischof und später Benedikt Melchhammer, welche neben der Erringung von Staatsmeistertiteln teilweise auch in den Schülernationalkader aufgenommen wurden. Bei den Mädchen konnte Kunstturnerin Lisa Gächter bei einem der letzten int. Landesturnfeste mit einer Goldmedaille auf sich aufmerksam machen.

2003 gründeten ehemalige Kunstturner die erste Trampolingruppe in Westösterreich. In kürzester Zeit wurde auf einem  beachtlichen Niveau gesprungen. Die Trampoliner nahmen an den Österreichischen Meisterschaften teil. Martin Pedot ersprang sich Silber in der Jugendklasse (2006).

2006 nahm die Turnerschaft am Bundesturnfest in Linz teil. Hierbei stellte sie zwei Mannschaften, deren Mitglieder aus 5 unterschiedlichen Gruppen kamen: TurnMit Buben und Mädchen, Kunstturnen Buben, Leichtathletik, Trampolin. 

Am Ende des Jahrzehnts gab es noch eine kleine Änderung in der Sektionsaufstellung – 2009 wurde diese folgendermaßen unterteilt: Kunstturnen (Reingard Wöß), Turn10 (Johannes Breuß), Leichtathletik (Astrid Sugg), Tanz & Aerobic (Brigitte Schneller-Moser) und Trampolin & Breakdance (Daniel Wendenburg).

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2010er – Eine vielversprechende Zukunft für die Turnerschaft

Am Anfang des Jahrzehntes übergab Dr. Rainer Wöß sein Amt des Obmannes nach 10-jähriger Tätigkeit an DI Bernd Steidl.

Im Frühjahr 2014 eröffnete Martina Dreier eine neue Tanzmöglichkeit: ZumbaKids.

Im Jahr 2013 gelang die Sensation: Die TS Rankweil holte in allen vier Altersklassen der Buben Mannschaftsgold. Ebenso standen bei den Bundesmeisterschaften im selben Jahr sechs von sieben teilnehmenden Teams auf dem Stockerl.

2014 waren die Kunstturner an der regionalen sowie nationalen Spitze vertreten: Benedikt Melchhammer war mehrfacher österr. Jugendmeister und auch bei internationalen Meetings erfolgreich. Besonders stolz war die Turnerschaft auf Jürgen Frick. Er wurde Vizestaatsmeister und konnte sich 2010 für die Junioreneuropameisterschaften in Birmingham qualifizieren. Nach langjähriger, harter Aufbauarbeit gelang es auch den Kunstturnerinnen an die regionale und nationale Spitze anzuschließen: zwei herausragende Talente waren Catalina Wendland und Nachwuchs-Nationalkader-Mitglied Süheyda Özcelik, welche bei den Österreichischen Jugendmeisterschaften 2013 den Einzel-Mehrkampftitel zusätzlich zum Mannschaftstitel des Vorarlberg-Teams nach Rankweil holte. Bei den Leichtathleten entwickelte sich Niklas Schnetzer zu einem Spitzenathlet und konnte einige Landesmeistertitel sowie Staatsmeistertitel im Kugelstoßen erringen. Die Breakdancer konnten mit ihren Auftritten das Publikum im In- und Ausland auf verschiedensten Veranstaltungen begeistern. Auch auf Breakdance-Battle im In- und Ausland waren sie erfolgreich unterwegs.

Strukturell gab es Änderungen bei den Fitnessgruppen für Erwachsene: Die Seniorengruppe (Karl Sturn), die Herrenfitnessgruppe (Heinz Wetzlinger), die Damenfitness-Gruppe (Lisi Tschernig) sowie das Body-Workout für Damen (Renate Lins). Die DonschtigTschutter wurden um die DoGyms und die DoSäckler erweitert. Zudem entstand ein breit gefächertes Angebot an Laufgruppen mit verschiedenen Terminen und Laufrouten (Alexander Sonderegger).

Neben Frühschoppen, Kilbi und Schauturnen organisierte die Turnerschaft auch Freundschaftswettkämpfe gegen die Göfis, die Großveranstaltung der Turn10-Team-Landesmeisterschaften sowie die Jugendmeisterschaften im Kunstturnen, welche unter dem Titel „Gym&Joy“ an 2 Tagen im Mai 2012 abgehalten wurden und einmal mehr das hervorragende Organisationstalent der Turnerschaft sowie die Vorreiterrolle derselben in Bezug auf neue Ideen in Wettkampforganisation und Verpflegung (es wurde erstmals ein warmes Buffet bei einem Wettkampf angeboten) bestätigten. Sehr gut kamen auch die von der Turnerschaft organisierten Landes-Mehrkampf-Meisterschaften in der Leichtathletik an, welche aus Platzgründen in Dornbirn abgehalten wurden.

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Aktuelles Angebot der Turnerschaft Rankweil.